Interview
„Geschützten Raum zum Spielen bieten und Talente fördern“
Jana Kadatz über die Herausforderungen der Kinderarmut
Jana Kadatz, pädagogische Leiterin dieses Familienbegegnungszentrums in der Dortmunder Nordstadt, erläutert im Interview, wie der Stern im Norden armutsgefährdete Kinder auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begleitet.
Jana Kadatz, Sozialpädagogische Leitung des Stern im Norden Dortmund
Frau Kadatz, welche Kinder kommen zu Ihnen in den Stern im Norden?
Viele Kinder bei uns kommen aus Familien, die von Langzeitarbeitslosigkeit und sozialer Benachteiligung betroffen und von Armut gefährdet sind. Oft fehlt es diesen Familien an Perspektiven und Fördermöglichkeiten für die Kinder.
Wie hilft der Stern im Norden diesen Kindern, für die „Armutsgefährdung“ ja ein sehr abstrakter Begriff ist?
Geschichten lauschen, spielen, Talente entfalten.
Wie sieht die Situation von Kindern in Dortmund aus?
In der Dortmunder Nordstadt ist etwa jedes zweite Kind von Armut betroffen. Es gibt wenig sichere Spielflächen für Kinder. Sie leben häufig in beengten Wohnverhältnissen. Viele Kinder haben keine positiven Vorbilder in ihrem direkten Umfeld, die zum Beispiel einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen. Oft kennen es die Kinder nicht anders, als dass man als Familie von Sozialleistungen lebt und übernehmen dieses Vorbild dann als Lebensentwurf.
Welche Folgen hat Kinderarmut?
Kinder aus armen Familien haben oft wenig Anreize, im Leben etwas zu erreichen. Sind sie emotional vernachlässigt, entwickeln die Kinder keinen Selbstwert. Gesundheitliche Folgen sind ebenfalls bedeutend: Viele Kinder benötigen längere Zeit in der Schuleingangsphase. Häufig hängt das damit zusammen, dass die Kinder nicht ausreichend gefördert wurden und werden – sowohl was körperliche Bewegung als auch was das Denken, Wahrnehmen und Verstehen oder die Sprachkenntnisse betrifft.
Wie unterstützt der Stern im Norden die Kinder bei ihrer Entwicklung?
Wir schauen, wo die Fähigkeiten und Talente der Kinder liegen. Gerade Kinder mit geringem Selbstwert wissen oft nicht, wozu sie fähig sind. Deshalb veranstalten wir beispielsweise regelmäßig Supertalentshows und Workshops, bei denen Kinder ihre Fähigkeiten entdecken und vorstellen. Anfangs wussten viele Kinder gar nicht, was sie können. Heute sind die Shows sehr beliebt. Die Kinder bekommen bei uns auch täglich eine warme Mahlzeit.
Eltern-Café für Kinder von 0 bis 5 Jahren im Stern im Norden:
Kinder spielen. Eltern tauschen sich aus. Mitarbeitende stehen für Gespräche und Fragen zur Verfügung.
Warum sind solche Angebote notwendig?
Unser Sozialsystem deckt zwar grundlegende Bedürfnisse wie Kleidung, Schulmaterial, Nahrung und Wohnraum ab, unterstützt Familien aber nicht pädagogisch oder emotional. Hier setzt der Stern im Norden an. Unsere Programme bieten Kindern einen sicheren Ort zum Spielen und Lernen. Wir begleiten sie und teilweise auch ihre Eltern mit pädagogischer Kompetenz und wenden uns ihnen emotional zu.
Damit gehen Projekte wie der Stern im Norden über die rein finanzielle Absicherung hinaus. Kinder werden bei ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung unterstützt, für eine bessere Zukunft.
Vor Ort aktiv
Ein weiteres Highlight: WiLLmA bietet maßgeschneiderte Hilfe für Kinder, schafft sichere Orte und eröffnet ihnen neue Perspektiven. Mehr über WiLLmA erfahren.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zufriedene Mütter im Eltern-Café
Die DEICHMANN-Stiftung setzt ihren Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Kinderarmut und engagiert sich in diesem Bereich deutschlandweit in verschiedenen Projekten. Neben dem Stern im Norden, unterstützt die Stiftung unter anderem das Projekt WiLLmA in Marl-Hüls. Bei WiLLmA werden gezielt Kinder unterstützt, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen.
Das Ziel: Den Weg ebnen in eine erfolgreiche Zukunft durch Förderung der sozialen Integration. Durch Projekte wie dieses zeigt die Stiftung, wie dringend der Einsatz für benachteiligte Kinder ist und welche nachhaltigen Veränderungen dadurch erzielt werden können.