Chancengleichheit durch Berufsorientierung
Dank der DEICHMANN-Stiftung bessere Wege in den Beruf finden
Die Berufsorientierungswerkstatt der Gesamtschule Nord
Die DEICHMANN-Stiftung fördert aktiv Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen. An der Gesamtschule Nord in Essen ist die Berufsorientierungswerkstatt ein Beispiel dafür. Sie ist eine Brücke zwischen dem Berufsvorbereitungskurs in der 8. Klasse und dem Langzeitpraktikum in der 10. Klasse, und hilft den Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl. Sie vermittelt Basisfertigkeiten, technische Kompetenzen, Selbstorganisation und eine angemessene Arbeitshaltung.
In der Werkstatt führen Lehrkräfte die Jugendlichen durch praxisnahe Projekte an das Tischler-Handwerk, die Metallverarbeitung und das Elektro-Handwerk heran. Dabei lernen die jungen Menschen verschiedene handwerkliche Fähigkeiten ebenso kennen wie Pünktlichkeit, Konzentration und Sicherheitsbewusstsein.
In der Berufsorientierungswerkstatt: neben dem Handwerk lernen die Schüler auch Pünktlichkeit und Selbstorganisation.
Viele Schüler sammeln hier ihre ersten Erfahrungen im handwerklichen Arbeiten.
Eine Antwort auf die Bedürfnisse des Stadtteils
Viele Schülerinnen und Schüler, die die Schule besuchen, kommen aus einem Umfeld, das mit größeren sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert ist. Der Anteil der Lernenden mit Migrationshintergrund liegt bei fast 50 %, und viele Familien sind auf Transferleistungen angewiesen. Die DEICHMANN-Stiftung möchte gerade in solchen Schulen gezielte Förderung ermöglichen, um den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten.
„Aus Erfahrung wissen wir, wie herausfordernd Übergänge für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen sind. Der Übergang vom Kindergarten in die Schule und später von der Schule in eine Ausbildung. Da greifen wir ein.
Wir denken lösungsorientiert und unterstützen da, wo Ressourcen fehlen, um maximalen Erfolg für die Kinder zu erzielen“, sagt Ivonne Brehme, Mitarbeiterin der DEICHMANN-Stiftung mit langjähriger Erfahrung im sozialen Bereich.
Intensive Betreuung für maximale Erfolge
In der Berufsorientierungswerkstatt fördert der engagierte Lehrer Jan Pöstges und sein Team aus Minijobbern mit einem Betreuungsverhältnis von 1:4 die Jungen und Mädchen aus der Jahrgangsstufe 9 intensiv und individuell. Einmal pro Woche arbeiten die Schüler in der Werkstatt 120 Minuten an Werkstücken, lernen den Umgang mit Werkzeugen und dokumentieren ihre Fortschritte in einem Fähigkeiten-Journal.
Dieses Journal fördert technisches Verständnis, Reflexionsfähigkeit und Selbstorganisation, indem die Schüler ihre Erfahrungen fotografieren und kurz beschreiben. So werden sie optimal auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet.
Mit einem Betreuungsverhältnis von 1:4 lernen die Schüler schnell und werden gut auf die Arbeitswelt vorbereitet.
Gemeinsam für eine bessere Zukunft
Interview mit Jan Pöstges
Jan Pöstges, der den Berufsvorbereitungskurs betreut, schildert im Gespräch die Bedeutung des Angebots für die jungen Menschen
Jan Pöstges: Leiter der Berufsorientierungswerkstatt und Fachlehrer für Physik, Arbeitslehre und Technik an der Gesamtschule Essen Nord
Was ist die Idee hinter Ihrem Vorbereitungskurs?
Unsere Schülerinnen und Schüler bringen die unterschiedlichsten Geschichten mit. Sie kommen aus der ganzen Welt und haben oft eine sehr bewegte Geschichte erlebt, obwohl sie noch sehr jung sind. Die allermeisten Schülerinnen und Schüler eint aber, dass sie bei uns an der Gesamtschule Nord Bildungschancen erhalten, die sie ansonsten womöglich nicht erhalten hätten. Uns ist es sehr wichtig, dass wir nicht nur denjenigen faire Chancen bieten, die das Potenzial haben, ein Abitur zu erwerben. Wir möchten auch denjenigen alle Möglichkeiten bieten, die unsere Schule nach der 10. Klasse verlassen.
Warum ist das Angebot notwendig?
Klasse 10 ist ein wichtiger Wendepunkt in den Bildungsbiografien unserer Schüler. Nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler können an dieser Stelle in eine Ausbildung entlassen werden. Viele wechseln ohne spezifische Perspektive an ein Berufskolleg, weil ihre Pflichtschulzeit noch nicht beendet ist.
Was schafft der Kurs nun genau?
Haben Sie schon erste Erfolge verzeichnet?
Wir haben gerade das erste Jahr der Berufsorientierungswerkstatt gefeiert und damit auch die vielen kleinen und größeren Erfolge, die unsere Schülerinnen und Schüler hier erleben konnten. Jedes fertiggestellte Werkstück macht die Schülerinnen und Schüler stolz. Jede erworbene Fertigkeit geht mit gesteigerter Konzentrationsfähigkeit, besserem Durchhaltevermögen und zunehmendem Selbstbewusstsein einher.
Geht es hauptsächlich um technische Fähigkeiten?
Ja, aber die jungen Menschen stehen bei uns nicht nur als Lernende im Mittelpunkt, sondern mit ihrer gesamten Persönlichkeit. Das bedeutet zum Beispiel, dass sie manchmal vor der Arbeit ein offenes Ohr für ihre Alltagssorgen benötigen, dass sie für etwas Obst oder einen Schokoriegel als erste (späte) Mahlzeit des Tages dankbar sind, oder durstig auf das Getränkeangebot zurückgreifen. Auf diese Weise ist aus der Berufsorientierungswerkstatt nicht nur ein Lernangebot geworden, sondern eine kleine Weggemeinschaft auf Zeit, in der Selbstwirksamkeit, Zusammenarbeit und Durchhaltevermögen wachsen.
Sollten solche Angebote gerade angesichts des Fachkräftemangels nicht Standard an viel mehr Schulen sein?
In jedem Fall, aber da hapert es oft an der finanziellen Ausstattung der Schule. Die ganze Schulgemeinschaft freut sich und ist dankbar, dass die Deichmann-Stiftung dieses Angebot so großzügig möglich macht. Wir hatten zu Anfang des Projekts weder Werkzeuge Maschinen und Material, noch die personellen Möglichkeiten, die Berufsorientierungswerkstatt zu realisieren. Mit Hilfe der Stiftung konnten wir viele Werkzeuge und Maschinen anschaffen, die notwendig sind, um die Teilnehmenden auf die Arbeit im Betrieb einzustellen und können jetzt schon im zweiten Jahr zwei Minijobber beschäftigen, die die erforderliche enge Betreuung überhaupt erst möglich machen. Viele Schülerinnen und Schüler könnten auch nicht die Kosten für das benötigte Material tragen. Darüber hinaus ist die Unterstützung der Stiftung rund um Förderung, Personal und Öffentlichkeitsarbeit sehr ermutigend und unterstützend.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kinderarmut in Deutschland
Kinderarmut hat weitreichende Folgen, insbesondere auf die berufliche Orientierung junger Menschen. Oft fehlen betroffenen Kindern Ressourcen und Unterstützung, um ihre Talente zu entfalten. Dies führt zu eingeschränkten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Neben der Berufsorientierung wirkt sich Armut negativ auf die Gesundheit, Bildung und das soziale Umfeld der Kinder aus. Lesen Sie mehr über die Auswirkungen und mögliche Maßnahmen gegen Kinderarmut.